Samstag, 9. Mai 2009

Bruckner Sinfonie Nr. 9 - Otto Klemperer



Anton Bruckner

(1824-1896)

Sinfonie Nr. 9 d-moll
(Nowak Edition)

New Philharmonia Orchestra
Dirigent: Otto Klemperer

LP: HMV ASD 2719


Eine der letzten Aufnahmen von Otto Klemperer. Sein Name ist synonym zu Autorität der spätromantischen Musik, daher habe ich nicht viel zu sagen. Klemperer hat mit dem Philharmonia Orchestra oder New Philharmonia Orchestra die 4., 5., 6., 7., 8. und 9. Sinfonie von Bruckner aufgenommen, von denen die 4. und 6. besonders berühmt und beliebt sind.

Seine Aufnahme der 9. Sinfonie ist relativ wenig bekannt, und wurde nicht viel aufgelegt. Allgemein gesagt, besitzt Klemperers Bruckner-Interpretation keinen starken eigenen Charakter. Anders als die anderen wichtigen Bruckner-Dirigenten, welche die jeweils sehr originelle Interpretation gezeigt haben, etwa wie Knappertsbusch, Jochum oder Karajan, geht Klemperer mit Bruckner etwas zurückhaltend um. Diese Tatsache ist eigentlich erstaunlich, wenn man schon weiß, wie Klemperer die Werke der anderen Komponisten, z. B. Bach, Beethoven, Mozart, Mendelssohn, insbesondere Tchaikowski oder Berlioz, behandelt hat.

Seine solche interpretatorische Zurückhaltung kann man besonders in dieser Aufnahme der 9. Sinfonie deutlich erfahren. Alles ist sehr ruhig, gelassen. Präzise Details, starken Kontrast oder seelische Wucht gibt es nicht. Es ist eher erzählerisch, aber nicht so sehr wie bei Knappertsbusch. Die Stabilität, auf die Klemperer stets großen Wert gelegt hat, die man eigentlich in all seinen Aufnhamen, natürlich auch in seinen anderen Brucker-Aufnahmen finden kann, fehlt hier. Wenn man insbesondere die Coda des ersten Satzes, die für mich eine sehr wichtige Stelle dieser Sinfonie ist, kann man verstehen, was ich meine.

Aber trotzdem hat diese Einspielung eine ungeheure Anziehungskraft. Wirklich hervorragend ist der dritte Satz. Im dritten Satz ist alles, trotz des Mangels an der äußeren Stabilität, ertaunlich "einheitlich". Hier weiß Klemperer ganz genau, woher die Musik kommt, wohin geht. Es gibt keine einzige Stelle, in der man merkt, dass der Dirigent seinen Weg verloren hätte, wie man nicht selten in den einigen Bruckner-Einspielungen anderer Dirigenten erfahren kann. Wie ein erfahrener Wegweiser führt Klemperer den Hörer zum Kosmos der brucknerschen Musik.

Außer der Musik selbst gefällt mir besonders das Coverbild sehr. Die Abstraktheit des Bildes entspricht dem Charakter der brucknerschen Musik sehr gut. Vom äußeren Stil her sieht es wie ein Werk von Magritte aus.

Wenn jemand bisher Bruckner genug gehört haben sollte, lohnt es sich auf jeden Fall, einmal diese Aufnahme in die Hand zu nehmen.


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