Mittwoch, 13. Mai 2009

J. S. Bach, Sonaten für Violine und Cembalo, Leonid Kogan und Karl Richter



Johann Sebastian Bach
(1685-1750)

Sonaten für Violine und Cembalo Nr. 1 - 6
BWV 1014 - 1019

Sonate Nr. 1 h-moll BWV 1014

Sonate Nr. 2 A-dur BWV 1015

Sonate Nr. 3 E-dur BWV 1016
Sonate Nr. 4 c-moll BWV 1017
Sonate Nr. 5 f-moll BWV 1018
Sonate Nr. 6 G-dur BWV 1019


Leonid Kogan, Violine
Karl Richter, Cembalo

Ort und Zeit der Aufnahme: München, Januar und Mai 1972,
Studio III des Bayerischen Rundfunks
Produzent: Hans Richard Stracke
Toningenieur: Horst Lindner

LP: Eurodisc 85 935 XK


Gewaltiges Werk und gewaltige Interpreten. Wer hätte das gedacht, dass die zwei Giganten der Musikwelt, der riesenhafte russische Geiger Leonid Kogan und der Inbegriff der Bach-Interpretation Karl Richter zusammen Bach spielen werden? Eine äußerst ungewöhnliche, fast unvorstellbare Kombination! In diesem Fall ist es gar nicht möglich, dass sich der eine in die Interpretation des anderen einmischt. Außerdem stehen die beiden in den völlig anderen Traditionen und jeder von ihnen hat seinen eigenen starken Charakter. Alles kann total schief gehen. Wo soll der interpretatorische Kompromiss stehen?

Kritisches Abhören nach der Aufnahme. Von rechts nach links:
Karl Richter, Leonid Kogan, Horst Linder, Hans Richard Stracke


Diese auf den ersten Blick sehr gefährlich zu sein scheinende Spannung verwandelt sich aber in eine perfekte Harmonie. Das Ergebnis ist; eine unglaublich ernsthafte Interpretation. Alles ist sehr dicht, sehr tief und sehr (im positiven Sinne) spannend. Karl Richter hat schon 1966 mit Wolfgang Schneiderhan dasselbe Werk aufgenommen, aber der damaligen Aufnahme fehlt die Ernsthaftigkeit und Spannung, welche Kogan und Richter hier gnadenlos deutlich gezeigt haben.

Ich kenne keine zweite Aufnahme, in der die Zusammenarbeit der Weltklassenmusiker so ernsthaft und spannend erscheint. Eine wirklich monumentale Einspielung der ganzen Aufnahmegeschichte.

P.S. ... Als der Termin für die nächste Sitzung bekanntgegeben wurde, wandte sich Richter mit gespielter Mißbilligung an seinen Kollegen: "Haben Sie gehört, Herr Kogan, morgen früh um 10 Uhr. Wie klingt denn Bach um 10 Uhr morgens?" Kogan schaltete blitzschnell, mit der Solidarität des durch skrupellose Schallplattengesellschaften in Ost wie West ausgebeuteten Musikers. "Bach klingt überhaupt nicht um diese Zeit", war in fließendem Deutsch sein lakonischer Kommentar. Die nächste Sitzung begann nachmittags um 16 Uhr. - Hans Richard Stracke



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