Samstag, 9. Mai 2009

J. S. Bach "Die Kunst der Fuge" - Glenn Gould



Johann Sebastian Bach
(1685-1750)

Die Kunst der Fuge

Contrapunctus I - IX


Glenn Gould, Orgel
(auf der Casavant Orgel in All Saints' Kirche, Kingsway, Toronto, Canada)

LP: Columbia MS 6338


Immer wenn ich diese Aufnahme höre, frage ich mich, ob man Bach auf der Orgel so spielen darf. Glenn Gould war ein sehr umstrittener Bach-Interpret. Wenn er Bach am Klavier spielt, ignoriert er die polyphone Struktur, welche die Wesenheit der bachschen Musik ausmacht. Daher ist es gefährlich, seine Bach-Interpretation als die Standard-Interpretation anzunehmen.

Dann wie ist es auf der Orgel? Zuerst sollte man bedenken, dass Gould kein richtiger Organist war, obwohl er Orgelspiel studiert hatte. Er war kein Helmut Walcha oder Karl Richter. "Als ein beinahe Hobbyorganist spielt der umstrittene Gould das tiefsinnigste Werk von Bach."- es bedarf keiner weiteren Erklärung darüber, was das bedeuten soll.

Aber trotzdem höre ich diese Aufnahme gerne. Sogar sehr gerne. Auf der Orgel spielt er Bach genau so wie am Klavier, aber wegen des wesentlichen Unterschiedes zwischen den beiden Instrumenten wirkt seine eigentümliche Spielart etwas anders als am Klavier. Genauer gesagt, verhindert seine typische staccatoähnliche Artikulation einigermaßen die Verschmelzung einer Stimme zu den anderen. Diese eigentlich für Polyphonie nicht geeignete Spielart, weil sie das schwierig macht, die einzelnen Töne zu einer Einheit, d. h. zu einer selbstständigen Stimme zu bringen, verliert ihre Nachteile bis zu einem gewissen Grad mit Hilfe der Eigenschaft der Orgel, nämlich verschiedener Klangfarben jeder Lage. Daher kann man die einzelne Stimme etwas deutlicher erkennen als in der normalen Orgelspielart. Das Resultat ist; das saubere Klangbild und die fassbare musikalische Struktur.

Außerdem steigert das etwas schnelle Tempo die Spannung des Werkes, daher wird der Hörer nicht gelangweilt. Für ein Werk wie die Kunst der Fuge wirkt dies ziemlich vorteilhaft.

All dies kann man deutlich erfahren, wenn man insbesondere den neunten Kontrapunkt hört. Außerdem spielt Gould diesen Kontrapunkt mit voller Wucht, daher bekommt man einen ziemlich überwältigenden Eindruck. Eine durchaus empfehlenswerte Aufnahme.


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